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story #2 Julia

Scroll down for english version! Wann und wo hast du das ausgewählte Kleidungsstück gekauft? Die Hose, die ich mir für das Porträt ausgesucht habe, gehörte meinem Vater und ist eigentlich Teil eines ganzen Anzuges. Der Anzug ist aus Woll-Tweed und stammt aus den 70er Jahren und meine Mutter, die gerne Sachen aufhebt, hat ihn im Speicher aufbewahrt. Ich fand den sehr cool, besonders weil ich auch gerne Herrensachen trage. Die Hose begleitet mich jetzt schon sehr lange. Mein Vater ist ungefähr genauso groß wie ich und deshalb passt mir die Hose auch so gut. Er selbst würde da jetzt nicht mehr hineinpassen und auch früher muss er das sehr eng anliegend getragen haben. Mein Vater hatte früher auch so fette Koteletten, das hat schon gut ausgesehen. Warum hast du es für dieses Porträt ausgewählt, was macht es so besonders für Dich? Ich finde es toll, Kleidungsstücke zu vererben, und dass meine Mutter die „guten Sachen“ aufbewahrt hat. Sie hat gerne hochwertige und schöne Sachen gekauft mit sehr guter Qualität. Diese guten Sachen, die ihr auch etwas …

story #1 Torben

scroll down for english version! Wann und wo hast du das ausgewählte Kleidungsstück gekauft? Das Shirt habe ich im letzten Jahr im Online-Shop des kalifornischen Schallplattenlabels Dark Entries Records bestellt. Und eine Woche nachdem es per Post ankam und ich mich in Design, Druck & Passform verliebt hatte, habe ich es gleich noch ein zweites Mal bestellt. Warum hast du es für dieses Porträt ausgewählt, was macht es so besonders für Dich? Da muss ich jetzt ein wenig ausholen. Auf dem Shirt ist das Portrait von Patrick Cowley zu sehen, ein amerikanischer Musiker & Produzent und für mich eine Ikone und Leitfigur schwuler Tanzmusik. Zusammen mit Sylvester hat er in den späten 70ern und frühen 80ern HiNRG-Hits wie „Do you wanna funk“ oder „Menergy“ produziert. Manch einer kennt vielleicht auch seinen 15-Minuten Remix von Donna Summers „I feel love“. Seine Musik bedeutet mir sehr viel, trotz oder gerade wegen ihrer Schwülstigkeit und ihrem überbordenden Hedonismus, der in einem krassen Spannungsverhältnis zu der Situation der Gay-Community in den frühen Achtzigern steht. Das war ja eine ziemlich …

Stoffkunst -Kunst aus Stoff

Storytelling funktioniert nicht nur über eine/n Erzähler/in oder das gedruckte Wort, sondern auch über Bilder, Gegenstände oder Materialien. Seit einiger Zeit beschäftige ich mich also mit Textilkunst und möchte heute Künstler vorstellen, die Stoff und Kleidung auf ganz besondere Art für ihre Kunst verwenden. Die Dekonstruktion der Materialien in ihrer ursprünglichen Form ist auch hier Teil der Arbeit, um dem Folgeprodukt eine Bedeutung zu geben bzw. eine zum Teil auch politische Verbindung zwischen Alt und Neu herzustellen. Mister Finch Angefangen hat es mit einer Sonntagsbeilage einer großen, irischen Tageszeitung, in der ein Künstler vorgestellt wurde, der aus alter Kleidung, Accessoires und Draht teilweise mannshohe Figuren näht und zusammenbaut. Mister Finch heißt er und ich habe mich schockverliebt in seine Hasen, Eulen, Füchse, Pilze, Motten und viele andere märchenhafte, seltsame Kreaturen. Finch, der zurückgezogen in Leeds/ UK lebt und arbeitet, kreiert mit seinen Figuren eine eigene, magische Welt, die sich zusammensetzt aus vermenschlichten Tieren, inspiriert durch englische Folk Tales und einem Hauch von gothic Märchen. Er verwendet gebrauchten Stoff, Kleider, Vorhänge, alles was er finden kann, und …

Textile Geschichten mit Suschna

Susanne Schnatmeyer habe ich vor einiger Zeit bei Twitter entdeckt und seitdem bin ich begeisterte Leserin ihres Blogs „Textile Geschichten„.  Was begeistert mich so sehr, das ich ihr einen eigenen Blogpost widmen möchte? Suschna (so nennt sie sich bei Twitter) behandelt einen Aspekt von Mode und Kleidung, der im deutschsprachigen Raum leider sträflich vernachlässigt wird. Sie schreibt über textile Kulturgeschichte, das heißt sie befasst sich mit historischen Handwerkstechniken, Kleider- und Modefragen in einem kulturellen Zusammenhang und recherchiert zu diesem Zwecke in historischen Originalquellen. Ihre genaue und aufwändige Recherche fasst sie in angenehm formulierten Blogposts zusammen und veranschaulicht sie mit viel Bildmaterial. Sie gibt aber auch Tips zu Ausstellungen und zeigt in ihren Stoffspielereien jeden Monat eigene Umsetzungsversuche von verschiedenen Handwerkstechniken. Ende letzen Jahres hat Susanne dann ein wunderhübsches, kleines Geschenkbüchlein im Selbstverlag veröffentlicht. Darin erklärt sie Redensarten, die aus den textilen Handwerken  stammend, fest in unserem heutigen Sprachgebrauch verankert sind. Sie forscht nach warum wir aus dem Nähkästchen plaudern, den roten Faden suchen oder gar den Faden verloren haben und erklärt kurz, prägnant und vor allem unterhaltsam, …

Lesestoff

In der letzten Zeit habe ich so viele neue interessante Blogs und Projekte entdeckt, dass ich Euch heute einige davon in diesem Post vorstellen möchte. Hindi Kiflai – DailyRewind Anfangen möchte ich mit Hindi Kiflais Blog DailyRewind, den ich wie immer viel zu spät entdeckt habe. Hindi hat 2015 ein tolles Projekt gestartet: jeden Tag postete sie auf ihrem Blog ein Outfit, das komplett aus second hand Kleidungsstücken bestand. Sie schreibt, dass sie einfach keine Lust mehr hatte sich neue Looks diktieren zu lassen und so ist sie auf den „Nachhaltigkeitsgeschmack“ gekommen. Fair hergestellte Biomode ist jedoch nichts für den kleinen Geldbeutel und die Idee war geboren: Cool aussehen geht auch mit second Hand Kleidung. Ich habe mich mit großer Freude durch die Bilder geklickt, weil Hindi in wirklich jedem Outfit toll aussieht. Aber auch ihr sympathisches Lächeln und ihre locker geschriebenen Texte, die sie fast jeden Tag mit einem interessanten Lese- oder Anschau Tipp spickt, haben mir sehr gefallen. Dringende Leseempfehlung!                                   …

Nachhaltige Mode

Meine Leidenschaft aus etwas Altem etwas Neues zu machen entspringt nicht nur einer gewissen Konsumverweigerung, sondern auch dem Wunsch nachhaltiger zu leben. Schnelle Trends waren noch nie etwas für mich, das heißt ich versuche  Sachen zu kaufen, die ich über mehrere Jahre hinweg anziehen kann. Die Betonung liegt auf versuchen: Ich schaffe das leider auch nicht so konsequent, wie ich mir das wünsche. Allzu oft werde ich auch in Versuchung geführt doch ein Trendteil haben zu wollen… Gebrauchsgegenstände wie Kleidung nutzen sich zwar ab oder entsprechen nicht mehr dem modischen Geschmack, aber wenn das Material gut genug ist, dann birgt es mindestens noch ein weiteres Leben in sich. Auf diese Weise werden Ressourcen geschont, das heißt um ein neues Kleidungsstück herzustellen, muss ich nicht einen Stoffhändler finden, der mir qualitativ hochwertigen, aber neu hergestellten Stoff verkauft, sondern ich verwende was sowieso schon da ist. Dass genug da ist, belegen diese Zahlen: „Jährlich sortieren Haushalte in Deutschland mehr als 1,5 Milliarden Textilien aus – dies sind pro Person mehr als 12 Kleidungsstücke. Insgesamt werden 750.000 Tonnen Altkleider …