Kennt ihr diese Tage, an denen man anziehen kann, was man will, man denkt immer, dass man seltsam aussieht. Oder unmodisch, langweilig, altbacken… Obwohl man dieses schicke neue Teil anhat. Plötzlich kann man es nicht mehr kombinieren mit anderen Sachen aus der Garderobe, geschweige denn selbstbewusst darin auftreten. Wenn ich dann auf die Straße gehe und alle diese gutaussehenden, trendy und modebewussten Damen sehe, fühle ich mich noch doofer. Ich werde dann richtig eifersüchtig auf diese Frauen und frage mich, warum ich es nicht hinbekomme so lässig und unaufgeregt schick auszusehen. Letztendlich lande ich dann wieder in meiner „Uniform“. Kleidungsstücke, in denen ich mich sicher, aber auch unsichtbar fühle. Das sind Jeans, T-Shirt, schwarze Jacke und schwarze Schuhe. Damit kann man nichts falsch machen und sich wunderbar dahinter verstecken.
An solchen Tagen lese ich unheimlich gerne in diesem Buch: „Women in Clothes“ (Sheila Heti, Heidi Julavits, Leanne Shapton & 639 others). Es ist eine Sammlung von Anekdoten, Essays, Fotos und Interviews von Frauen über ihre Beziehung zu Kleidung, Stil, Make-up, Haare und Selbstwahrnehmung. Darunter sind bekanntere Frauen wie zum Beispiel Miranda July oder Zosia Mamet aus der Serie Girls, aber eben auch ganz normale Frauen, die nicht in der Öffentlichkeit stehen. Wie schön ist es, von Frauen zu lesen, die ähnliche spleens und Unsicherheiten bezüglich ihrer Kleidung und ihres Stils haben und offen, und vor allem lustig, davon erzählen. Das Buch steckt voller kleiner Geschichten und ist wie eine Schatztruhe, die es zu entdecken gilt. Zum Beispiel gibt es ein Kapitel in dem Frauen ihre Hände kopiert haben und die Geschichten ihrer Ringe erzählen. Oder immer auch ein sensibler Punkt: Brüste. Herrlich, wie unverkrampft die Damen davon und ihren BHs erzählen! Ein anderes Lieblingskapitel ist die Bilderserie mit Zosia Mamet, die die Model-Posen von Magazincovern nachstellt, ohne die imposante Mode zu tragen, sondern nur in Leggings und Top. Sehr entlarvend und komisch!
Nachdem ich mich ein bißchen durch das Buch geblättert habe und hier eine kleine Anekdote und dort ein Interview gelesen habe, geht es mir gleich schon wieder besser. Ich erinnere mich daran, warum die schwarze und schon etwas heruntergekommene Jacke Teil meiner Uniform ist: Ich habe sie für mein Outfit zu meiner standesamtlichen Hochzeit gekauft. Sie passte perfekt zu meinem Kleid, denn im Oktober 2011 war es trotz Sonne schon recht kühl. Ich fühlte mich superschick, sah genauso aus, wie ich aussehen wollte und genoss diesen Tag in vollen Zügen! Jedes Mal, wenn ich sie anziehe, scheint sie mich mit diesem Gefühl meines Hochzeittages wieder anzustecken. Und plötzlich fühle ich mich auch in meiner „Uniform“ schick und gar nicht mehr unsichtbar…