
Bild: André Goerschel
Was war ich aufgeregt, als mich die Redakteurin vom Bayerischen Fernsehen angerufen hat und mich gefragt hat, ob ich Lust hätte bei der Sendung Freizeit mitzumachen! Die Sendung wird moderiert von dem unheimlich sympathischen Max Schmidt, dessen Aufgabe für die Sendung es ist, Dinge auszuprobieren.
Nach einer fast 4-wöchigen Vorbereitungsphase, in der wir überlegt haben und ausprobiert haben, wie wir am besten zeigen, was ich mache, bin ich also am 27.Oktober nach Ottensoos bei Nürnberg gefahren, um die Sendung aufzuzeichnen. In Ottensoos gibt es den Kulturbahnhof, ein altes Bahnhofsgebäude, das von Renate Kirchhof-Stahlmann und ihrem Mann in ein Kunstmuseum und Begegnungsstätte umgewandelt wurde. Sie widmen sich der Nachhaltigkeit auf verschiedene Weisen und bieten Raum für Bildung und Austausch.
Da habe ich mit meinem storyofmyshirt-Projekt natürlich gut dazu gepasst und so kam es, dass wir die Sendung in Nürnberg und nicht in meinem zu kleinen Atelier in München gedreht haben.
Die Damen vom Nähkreis „Nählust“, die sich ein Mal im Monat im Kulturbahnhof treffen, waren alle sehr herzlich und haben mich gleich in ihre Mitte aufgenommen. Jede hat ihr momentanes Nähprojekt mitgebracht, um weiter daran zu arbeiten. Viele upcyceln genauso wie ich, aber manchmal wird auch etwas Neues zugeschnitten. Die Schneidermeisterin Ulrike Gärtl (im Bild unten ganz hinten) hilft den Damen bei der Schnittkonstruktion oder kniffliger Verarbeitung. Hier ein paar Impressionen:

Der Nähraum direkt neben den Gleisen

Mir egal, ob da dein Mikro liegt, ich muss zuschneiden!

Stolz wurden Nähprojekte vorgeführt

Ein Matrosenkleidchen für die Enkelin aus einem Poloshirt
Herausgestochen ist natürlich die finnische Künstlerin Mirjami Ärmänen. Sie zeigt im Film ihre umgearbeitete Pelzweste. Was leider nicht gezeigt wurde, war, dass sie wirklich jeden Schritt einer Umarbeitung akribisch mit Vorher-Nachher Fotos dokumentiert hat. Sie zeigt den Werdegang ihrer Kleidungsstücke auf einer Karte mit Fotos, Zeichnungen und Beschreibungen. Die Pelzweste (im Bild unten ganz vorne) war ursprünglich ein Mantel, den sie insgesamt 4 Mal umgearbeitet hat.

Umgearbeitete Kleidungsstücke von Mirjami Ärmänen
Mirjami erzählte: „Schon von meiner Geschichte her kann ich nichts wegwerfen. Ich komme aus Karelien und war als Kind selbst Flüchtling aus dem Winterkrieg zwischen Finnland und Rußland 1939. Diesen Wintermantel hat mir meine Großmutter geschenkt, als ich 16 Jahre alt war. Mein Schulweg war 3km lang und die finnischen Winter sind sehr kalt…“
Auf ihrer Homepage gibt sie Einblick in ihr künstlerisches Schaffen: www.mirjami-aermaenen-kunst.de
Gerne hätte ich mich mit allen unterhalten, aber leider war die Zeit knapp. Schließlich musste ja auch etwas gearbeitet werden!
Das Jackett, das Max und Sylvie Menning (die Redakteurin) im BR- Kostümfundus gefunden haben, war ein maßgeschneidertes Stück, vermutlich aus den 50er Jahren. Der Stoff war dicht gewebt und qualitativ sehr hochwertig. Die Verarbeitung stammte von einem klassischen Herrenmaßschneider – handgenähte Knopflöcher und pikierte Roßhaareinlage. Das Jackett war allerdings auch schon sehr ramponiert, das Futter war mehrmals geflickt und die Aussenseite des Oberstoffes war abgewetzt. Es kostete mich diesmal wirklich einiges an Überwindung, so ein schön verarbeitetes Teil zu zerschneiden, auch wenn es nicht mehr sehr ansehnlich aussah. Leider konnten wir nicht mehr nachvollziehen, in welchen TV-Produktionen oder Filmen die Jacke schon überall mitgespielt hat, denn sie war schon in der sogenannten „Lumpensammlung“ des Kostümfundus angelangt. Max hat gefrotzelt und jedes Mal, wenn ich zugeschnitten habe, meinte er „Denk dran, wer das alles schon getragen hat…Hitchcock…“.

Original

Details der Originaljacke
Nachdem wir also das Jackenfutter herausgetrennt hatten, ging es an den Zuschnitt. Max war sehr souverän im Umgang mit der Zuschneideschere, denn auch er hat Verbindungen zur Schneiderzunft. Hat doch seine Großmutter jahrelang als Schneiderin für eine Textilfirma gearbeitet und sie hat dem Max offensichtlich das ein oder andere gezeigt.

Er kann das allein, da muss ich nix erklären!

Das erste Teil ist zugeschnitten!
Die erste Naht haben wir dann noch gemeinsam vor der Kamera gemacht, aber die restliche Mütze habe ich dann wieder zuhause in meinem Atelier alleine fertiggestellt. Ich hatte beschlossen, die eigentlich linke Stoffseite nach aussen zu kehren, da diese unversehrt war und nach dem Bügeln fast wie neu aussah.
Der Zuschnitt des Mützenfutters aus dem Ärmelfutter der Jacke:
Vielleicht hätte ich sogar noch eine zweite Mütze herausbekommen…
Zum Schluss meines kleinen behind the scenes der Sendung möchte ich mich noch ganz herzlich bei Sylvie Menning (Drehbuch), die auf mich aufmerksam geworden ist, bedanken. Es hat großen Spaß gemacht mit ihr Ideen zu entwickeln. Ein Dankeschön geht auch an die supernette Crew, die die schönen Bilder eingefangen haben: André Goerschel (Regie), Brigitte Heming (Kamera), Heiko Hinrichs (Ton), Dave Powell (Assistenz) und natürlich ein extra dickes Dankeschön an Max Schmidt, der es mir sehr einfach gemacht hat mich wohlzufühlen und mit dem man einfach eine Gaudi haben kann!
Und wer die Sendung nochmal anschauen möchte, HIER gehts zur Mediathek!